Der Menstruationszyklus erklärt

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Was passiert eigentlich während des Menstruationszyklus? Und warum ist dieses Wissen allgemein für deine Gesundheit, dein Wohlbefinden und Leben wichtig, und nicht nur, wenn du Kinder bekommen möchtest? Die Menstruation ist ein essentieller, natürlicher Aspekt im Leben vieler Menschen. Doch trotzdem sind für viele (betroffene) Personen die genauen Vorgänge und Eigenschaften noch unklar. Es gibt außerdem unzählige Krankheiten, die mit den weiblichen Geschlechtsorganen und dem Menstruationszyklus in Zusammenhang stehen und viele menstruierende Personen leiden an Schmerzen, die bisher nicht ernst genommen, medizinisch untersucht und behandelt werden. Deshalb ist es umso wichtiger für sie, ihren Körper und dessen Abläufe zu kennen, sich selbst beobachten und feststellen zu können, wenn sich etwas verändert.
Auch für nichtmenstruierende Menschen ist es von Bedeutung, sich der genauen Prozesse und Eigenschaften des Zyklus bewusst zu sein, um z.B. das Verhalten von menstruierenden Personen im persönlichen Umkreis besser verstehen und sie in unterschiedlichen Phasen besser unterstützen zu können. Dieser Beitrag gibt dir daher einen grundlegenden Überblick über die Funktionen des Menstruationszyklus sowie die Vorgänge und Auswirkungen auf den Körper.
Hinweis: Viel zu oft wird die Menstruation nur mit Mädchen und Frauen verbunden. Doch nicht alle Frauen menstruieren und nicht alle, die menstruieren, identifizieren sich als Frauen. Auch Trans-, non-binäre oder geschlechtsneutrale Personen können monatlich bluten. In diesem Beitrag wird deshalb der Begriff menstruierende Menschen oder menstruierende Personen verwendet. Damit sind Frauen und weitere Gruppen mit Menstruationserfahrungen gemeint. Grundsätzlich richtet sich dieser Beitrag explizit an alle Personen, unabhängig davon, ob sie menstruieren oder nicht.

Die 3 Kernfunktionen des Menstruationszyklus

Der Menstruationszyklus spielt sich nicht nur in den Fortpflanzungsorganen (Eierstöcken mit Eileitern und Gebärmutter) menstruierender Personen ab, sondern beeinflusst den gesamten Körper. Die Hormone, die für den Zyklus wichtig sind, werden in den Eierstöcken, aber auch im Zwischenhirn (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert und von dort über die Blutbahnen transportiert. Wie genau, wird zwar noch erforscht, jedoch wurde bereits festgestellt, dass sich das Gehirn während eines Menstruationszyklus verändert. Insgesamt nimmt der Menstruationszyklus drei grundlegende Funktionen für menstruierende Personen und ihre Körper ein:
  • Fortpflanzung: Der Zyklus bereitet den Körper auf eine mögliche Befruchtung und Schwangerschaft vor. Während des Eisprungs wird dafür eine Eizelle freigesetzt und in der Gebärmutter wächst während jedes Zyklus eine nahrhafte und sichere Umgebung für die Befruchtung dieser Eizelle heran.
  • Indikator für Gesundheit: Veränderungen im Zyklus können ein Signal für mögliche gesundheitliche Probleme und Krankheiten sein. Somit ist der Menstruationszyklus einer der Hauptindikatoren für die Gesundheit und das Wohlbefinden menstruierender Personen.
  • Hormonelle Regulation: Sexualhormone wie Östrogene und Progesteron regulieren den Menstruationszyklus und beeinflussen viele körperliche Vorgänge weit über die Fortpflanzung hinaus, wie z.B. Stimmung, Energielevel und Verdauung.
Wusstest du, dass sich der Hormonstand menstruierender Personen täglich verändert? An keinem Tag während eines gesamten Zyklus ist ihr Hormonhaushalt gleich. Vielmehr wachen sie jeden Tag mit einer veränderten Konzentration an Hormonen, wie Östrogenen und Progesteron, im Blut auf. Diese Veränderung wirkt sich auf die Körperfunktionen und das Empfinden, Erleben und Fühlen aus. Aus diesem Grund sind nicht nur die prämenstruelle Zeit (die Tage vor der Menstruation) und die Menstruation wichtig, sondern der gesamte Menstruationszyklus – vom ersten bis zum letzten Zyklustag.

Der Ablauf des Menstruationszyklus

Hinweis: Beachte, dass es sich bei allen folgenden Beschreibungen des Menstruationszyklus um Durchschnittsabläufe handelt – es gibt zahlreiche Abweichungen, die vollkommen gesund und (noch) nicht pathologisch, d. h. krankhaft sind. Merke dir, dass jeder Zyklus so individuell ist wie der dazugehörige Mensch.
Ein durchschnittlicher Menstruationszyklus wird zumeist mit einer Länge von 28 Tagen angegeben, aufgeteilt in zwei Zyklushälften mit jeweils 14 Tagen: Die Follikel- und die Lutealphase. Dabei handelt es sich jedoch nur um einen Richtwert, da nur ca. 13 % der menstruierenden Personen tatsächlich einen 28-Tage-Zyklus haben. Eine Zykluslänge zwischen 23 und 35 Tagen ist vollkommen normal und gesund. Aber warum schwankt der Menstruationszyklus eigentlich in der Länge?

Phase 1: Die Follikelphase

Die Schwankungen in der Zykluslänge liegen vor allem an der ersten Zyklushälfte, der Follikelphase. Deren Länge kann variieren, abhängig davon, wann der Eisprung (Ovulation) stattfindet. Denn dieser kann sich aufgrund von verschiedenen Faktoren verschieben oder sogar auch ausfallen. So haben z.B. Stress, eine ungesunde Ernährung, die Anzahl der Eizellen in den Eierstöcken, das Körpergewicht, die Peri-Menopause, d. h. die Übergangszeit zur Menopause innerhalb der Wechseljahre, ein geschwächter Körper oder auch Krankheiten Auswirkungen auf den Eisprung und den Zyklus. Als erste Zyklushälfte beginnt die Follikelphase mit Tag 1 der Menstruation und endet vor dem Eisprung, ungefähr an Tag 14 bei einem 28-Tage-Zyklus.

Die Menstruation zeichnet sich aus durch …
  • ihre Klassifizierung als „Event”, d. h. Ereignis innerhalb der Follikelphase (medizinisch gesehen keine eigene Zyklusphase),
  • den Abbau der im vorherigen Zyklus mühsam aufgebauten Gebärmutterschleimhaut,
  • eine Dauer von durchschnittlich 3 bis 5 Tagen
  • sowie die Ausscheidung von 50 bis 150 Milliliter Blut mit Schleim und Geweberesten.
Parallel zur Menstruation beginnt die Follikelreifung, d. h. es wachsen mehrere Follikel mit darin liegenden Eizellen heran. Die Eizellen sind in kleine Bläschen eingeschlossen. Die Follikelreifung wird durch hormonelle Veränderungen im Körper gesteuert. Mittels des follikelstimulierenden Hormons aus der Hypophyse (FSH) wird ein Signal aus der Hypophyse an die Eierstöcke gesendet und durch das Wachstum der Follikel werden Östrogene gebildet. Diese werden durch die Eizellen in die Blutbahn abgegeben.
Wusstest du, dass es vier natürliche Östrogene gibt, deren Wirkung bekannt ist, die für mehr Energie, reine Haut und glänzende Haare sorgen und die Stimmung verbessern?
Da die Follikel stetig reifen, steigt bis zum Eisprung der Östrogenspiegel im Körper an. Dabei reift jedoch nur ein Follikel bis zur vollen Größe an und gibt beim Eisprung eine Eizelle frei. Durch den Anstieg der Östrogene im Körper wird außerdem eine neue Gebärmutterschleimhaut aufgebaut. Diese dient als nährreiches und schützendes Nest für die Eizelle, die über die Eileiter von den Eierstöcken in die Gebärmutter gelangt. In der Follikelphase steigt zudem der Testosteronspiegel leicht an, was zu mehr Energie und höherer Libido führen kann.

Der Eisprung (Ovulation)

Der Eisprung liegt als ein weiteres „Event” des Menstruationszyklus zwischen den beiden Zyklushälften. Zu diesem Zeitpunkt ist das Östrogen- sowie auch das Testosteron-Level auf dem Höchststand im gesamten Zyklus. Während der Ovulation werden ein oder mehrere Eizellen aus den Follikeln freigesetzt. Außerdem haben Menstruierende vor und während des Eisprungs durch den Höhepunkt der Östrogene häufig mehr Energie, können sich besser konzentrieren, sind kommunikativer und aktiver, es fällt ihnen leichter, etwas für andere zu tun und sie haben eventuell das Gefühl, sie könnten zu allem ja sagen und alles machen. Da der Körper zu dem Zeitpunkt auf eine Befruchtung wartet, steigt zudem die Lust auf Sex.

Phase 2: Die Lutealphase

Nachdem der Eisprung eingesetzt hat, beginnt die zweite Zyklushälfte: Die Lutealphase, auch Gelbkörperphase genannt. Die Lutealphase ist durchschnittlich 13 bis 15 Tage lang. Wenn keine Befruchtung stattfand, wird demnach die nächste Menstruation 14 bis 16 Tage nach dem Eisprung wieder einsetzen. In dieser Phase findet ein Anstieg des Hormons Progesteron statt, da sich der Gelbkörper des Follikels auflöst und somit das Hormon in die Blutbahn abgibt.
Wusstest du, dass Progesteron ein Gefühl von Müdigkeit und Langsamkeit bewirkt? Menstruierende Personen verspüren in der Lutealphase deswegen das Bedürfnis, sich zurückzuziehen. Neben der schlaffördernden Wirkung verlangsamt Progesteron die Verdauung – gleichzeitig brauchen Menstruierende jedoch auch mehr Energie (Nährstoffe), wodurch es zu Heißhunger kommen kann, wenn die Nahrungszufuhr unregelmäßig oder unzureichend ist. Das Hormon sorgt außerdem für die Umverteilung von Wasser im Körper als Vorbereitung auf eine Schwangerschaft und regt die Drüsenbildung in den Brüsten an – zusammen mit den Wassereinlagerungen kann es daher zu Spannungsgefühlen und Schmerzen kommen.
Außerdem wird die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Einnistung der befruchteten Eizelle vorbereitet. Das Nest (die Gebärmutterschleimhaut), welches in der ersten Zyklushälfte aufgebaut wurde, wird durch das Hormon Progesteron stark durchblutet und mit Nährstoffen angereichert. Dies passiert auch, wenn die Eizelle nicht befruchtet wurde, weil der Körper weiterhin von einer Befruchtung ausgeht. Gleichzeitig steigen die Östrogene noch einmal leicht an, die den menstruierenden Personen wieder Energie geben können. Wenn sich keine befruchtete Eizelle einnistet, löst sich der Gelbkörper des Follikels 12 bis 16 Tage nach dem Eisprung im Eierstock auf. Dadurch fällt die Konzentration von Progesteron und Östrogenen im Blut stark ab. Weiterhin erreicht der Kräftehaushalt menstruierender Menschen direkt vor der Menstruation seinen niedrigsten Punkt.
Hinweis: Wenn du unter starken Periodenschmerzen leidest, kannst du zu diesem Zeitpunkt Abneigung oder gar Angst vor deiner Periode empfinden. Wenn dich diese Gefühle stark beeinträchtigen, kann es hilfreich sein, dir medizinische oder psychologische Unterstützung zu suchen. Lies dir dazu auch gerne die Beiträge zu Menstruationsbeschwerden hier in der Mediathek durch.
Der letzte Tag des Menstruationszyklus ist der Tag, bevor die Menstruation wieder einsetzt. Die oberste Schleimhautschicht der Gebärmutter wird abgestoßen und eine neue Menstruationsblutung beginnt. Dafür ziehen sich die Muskeln der Gebärmutter in unregelmäßigem Rhythmus zusammen und entspannen sich wieder. Dies kann in Form von Menstruationskrämpfen wahrgenommen werden.
Wusstest du, dass bei jeder 10. menstruierenden Person Schmerzen auftreten, die ihre Alltagsverpflichtungen für 1 bis 3 Tage pro Zyklus beeinträchtigen können und dass Menstruationskrämpfe sogar so schmerzhaft sein können wie ein Herzinfarkt?

In diesem Beitrag hast du einen Überblick erhalten, wie der Menstruationszyklus abläuft und wieso er so wichtig für die Gesundheit menstruierender Personen ist. Behalte im Kopf, dass das Zykluserleben für jeden Menschen ganz individuell und unterschiedlich sein kann. Es lohnt sich, den menstruierenden Körper besser kennenzulernen, um die Vorgänge und Signale des Körpers besser einschätzen zu können. Wenn du dich noch tiefgehender mit dem Menstruationszyklus beschäftigen möchtest, lies dir gerne die weiteren Beiträge, z.B. zu Menstruationsbeschwerden und Diskriminierung rund um die Menstruation (Menstruationsshaming), in dieser Mediathek durch.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Universität Stuttgart

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