Coming-out am Studien- und Arbeitsort Universität Stuttgart gut umsetzen

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Für viele LSBTTIQ+ Personen ist das Coming-out am Studien- und Arbeitsort eine Befreiung. Sie müssen ihre Identität bzw. Orientierung nicht mehr verheimlichen und fühlen sich wohler und produktiver im Studium oder bei der Arbeit.
Dennoch sollte ein Coming-out gut durchdacht sein, um dich selbst und die Kolleg:innen bzw. Kommiliton:innen gut darauf vorzubereiten. Du solltest dir hierzu vor Augen führen, welches Klima am Studien- bzw. Arbeitsort vorherrscht:
  • Wie ist die Kommunikations-Kultur? Werden z.B. diskriminierende Witze gemacht? Wird häufig über das Privatleben anderer Personen geredet? Musst du persönlichen Fragen häufig aus dem Weg gehen?
  • Gibt es ein LSBTTIQ+ Netzwerk oder Vertrauenspersonen (uniintern oder extern), die dich in dem Prozess begleiten können?
  • Gibt es andere, eventuell befreundete Kolleg:innen bzw. Kommiliton:innen, die den Coming-out-Prozess bereits vollzogen haben, die dir Rat und Unterstützung schenken können?

Verschiedene Wege des Coming-outs

Ein Coming-out am Studien- oder Arbeitsort kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Du entscheidest, welcher Weg dir zusagt und ob du diesen gehen möchtest. Du musst dich nicht vor einer großen Gruppe outen, sondern kannst dich Schritt für Schritt herantasten und im ersten Schritt mit einer Person sprechen, der du vertraust, mit der du befreundet bist oder die selbst bereits einen Coming-out-Prozess durchlaufen hat. Hierbei kann es sich sowohl um Kommiliton:innen und Lehrkräfte als auch um Kolleg:innen und Führungskräfte handeln.
Alternativ kannst du im ersten Schritt auch ein Vieraugengespräch mit einer zuständigen Vertrauensperson an der Universität suchen.

Vertrauenspersonen an der Universität Stuttgart

An der Universität Stuttgart gibt es verschiedene Vertrauenspersonen, an die du dich wenden kannst. Dies kann z.B. die Referentin für Diversity Management oder die Gleichstellungsbeauftragte sein. Die Gleichstellungsbeauftrage sowie die Chancengleichheitsbeauftragte sind zuständig für die Durchsetzung der Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung von Beschäftigten und Studierenden. Sie behandeln alle Gesprächsinhalte streng vertraulich und stehen dir bei allen Schritten zur Seite. Beispielsweise kannst du mit der Vertrauensperson das weitere Vorgehen besprechen, dich von ihr in Gesprächen begleiten lassen oder im Falle von negativen Reaktionen bei ihr Unterstützung erhalten.
Neben der Referentin für Diversity Management, der Gleichstellungsbeauftragten sowie dem stuvus-Referat für Gleichstellung, Diversity und Soziales sind auch der Personalrat sowie der Bereich Personalwesen Anlaufstellen, die dein Anliegen vertraulich behandeln und dir zur Seite stehen, um dich bei deinem Coming-out zu begleiten und zu unterstützen.

Das Gespräch suchen

Sei dir darüber bewusst, dass dein Gegenüber von der Neuigkeit zunächst etwas überfordert sein kann. Es ist daher hilfreich, wenn du gut vorbereitet in das Gespräch gehst und dich selbst in deiner Rolle möglichst wohlfühlst.
Du kannst dir überlegen wie du eine Gesprächsatmosphäre schaffst, in der du und dein Gegenüber sich möglichst sicher fühlen können. Sag deinem Gegenüber beispielsweise, dass du etwas Persönliches mitzuteilen hast.

Wähl Zeit und Ort so, dass du ungestört und frei über dein Anliegen sprechen kannst. Du kannst Bezug auf eine Situation nehmen, in der deine Identität bzw. Orientierung eine Rolle gespielt hat - beispielsweise durch einen Kommentar deines Gegenübers. Sprich aus, dass es dich belastet, deine Identität bzw. Orientierung zu verschweigen und du das Thema deshalb ansprechen möchtest.

Bitt dein Gegenüber bei Bedarf darum, das Gespräch vertraulich zu behandeln und mit keiner weiteren Person darüber zu sprechen, sodass du die Chance hast, dies, wenn du es wünschst, selbst zu tun.

Coming-out bei Transidentität

Im Unterschied zur sexuellen Identität ist die Geschlechtsidentität zumindest dann quasi unmöglich geheim zu halten, wenn du beispielsweise einen Antrag auf Änderung des Geschlechtseintrages und/oder Vornamens stellst. Hier empfiehlt es sich, mit einer Vertrauensperson innerhalb der Universität zu sprechen (z.B. Sozialberatung für Studierende, Arbeitsmedizinischer Dienst, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Personalrat, Referentin für Diversity Management, Gleichstellungsbeauftragte), sich Verbündete zu suchen und schlussendlich auch die Personalleitung über die Transition in Kenntnis zu setzen.
Gemeinsam mit einer Vertrauensperson kannst du weitergehend planen, ob, wie und wann du beispielsweise dein Team über diese Veränderung in Kenntnis setzen möchtest. Möglich wäre ein persönlicher Termin oder auch ein Schreiben, in dem du deine geschlechtliche Identität bekanntmachst und persönliche Gespräche anbietest.

Mit Reaktionen umgehen

Das Coming-out am Studien- oder Arbeitsort ist nicht immer einfach und kann für jede Person anders ablaufen. Viele LSBTTIQ+ Personen, die sich am Studien- oder Arbeitsort outen, machen positive Erfahrungen. Sie berichten, dass sie auf diese Weise endlich auch im Studium oder bei der Arbeit ganz sie selbst sein können und soziale Kontakte gestärkt werden.

Du solltest dir jedoch auch bewusst sein, dass die Reaktionen deiner Kommilition:innen oder Kolleg:innen auch negativ ausfallen könnten. Oft kann es helfen, ihnen in diesem Fall etwas Zeit zu geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Solltest du jedoch nach deinem Coming-out Mobbing oder Diskriminierung erfahren, wend dich in jedem Fall an eine Ansprechperson innerhalb oder außerhalb der Universität, um Unterstützung zu erhalten.
Dieser Artikel wurde von Universität Stuttgart erstellt und zuletzt am aktualisiert.