Fokussiert & vorbereitet in ärztliche Termine

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Sicherlich kommt dir diese Situation in einer ärztlichen Praxis bekannt vor: Beim Betreten der Praxis reihst du dich in eine Schlange am Empfang ein, um deine Daten einlesen zu lassen, und anschließend verbringst du eine gute Stunde im Wartezimmer, bis du endlich aufgerufen wirst. Doch damit nicht genug: Im Behandlungszimmer angekommen, heißt es erneut 15 bis 30 Minuten warten, bis der Arzt oder die Ärztin endlich Zeit für dich hat. Der eigentliche Termin fühlt sich dann oft wie eine gehetzte Abfertigung an und ist nicht selten frustrierend und wenig produktiv.
Wenn es dir so oder ähnlich geht, bist du daher keineswegs allein. Denn die meisten (Haus-)Ärzte und Ärztinnen haben für ihre Patient:innen leider nur wenig Zeit zur Verfügung und versuchen daher, eine möglichst schnelle – wenn auch manchmal kurzfristige – Lösung zu finden. In diesem Beitrag findest du zu diesem Zweck eine Reihe von Tipps für die Vorbereitung sowie die Gesprächsführung während solcher Termine. Sie helfen dir dabei, die kurze verfügbare Zeit im Behandlungszimmer optimal für dich auszunutzen. So schaffst du es nicht nur, dein Anliegen zu klären sondern unterstützt auch die ärztliche Fachperson dabei, dir bestmöglich zu helfen.

Vorbereitung auf den Termin

Eine gute – idealerweise schriftliche – Vorbereitung vor ärztlichen Terminen ist essenziell, damit du den Überblick behalten, deine Gedanken sortieren und sicherstellen kannst, dass du alle Informationen hast, die du für das Gespräch benötigst. Lege dir hierfür am besten einen Zettel an, den du zu deinem Termin mitnehmen kannst. Halte auf diesem Zettel in jedem Fall die Antworten auf die folgenden Fragen für dich fest:
  • Was ist der konkrete Grund für diesen ärztlichen Termin?
  • Was sollte dein Arzt bzw. deine Ärztin (ggf. zu diesem speziellen Grund des Termins) über dich wissen?
  • Was möchtest du auf jeden Fall in diesem Gespräch klären? Was ist dein Ziel des Gesprächs?
Je nach Grund des Besuchs kann es dir außerdem helfen, die folgenden Unterlagen und Informationen vorzubereiten:
  • Bei Erstkontakt mit der ärztlichen Fachperson kann es für einen schnellen Überblick helfen, das Auskunftsformular vollständig auszufüllen. Hierfür kann es sinnvoll sein, vorab eine Liste mit allen Arzneimitteln, selbst gekauften Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln zusammenzustellen, die du aktuell einnimmst. Auch Krankheitshäufungen in deiner Familie oder Allergien können hierbei eine Rolle spielen.
  • Wenn es um die Besprechung einer Diagnose geht, so bring am Besten alle Diagnoseblätter mit Datum der Erstdiagnose übersichtlich untereinander sortiert mit zum Termin. Hast du bereits viele ärztliche Berichte in deinen Unterlagen, so kannst du sie am besten in einem Hefter nach Datum sortiert – und einer Seite mit Inhaltsverzeichnis – zum Termin mitnehmen.
  • Hast du den Termin vereinbart, weil du aktuell unter akuten Beschwerden leidest, so können auch hier möglichst genaue Angaben für den Arzt bzw. die Ärztin hilfreich sein. Frage dich also z. B.: Welche Beschwerden treten wann auf und wie äußern sich diese? Wie lange dauern die Beschwerden bereits an? Sind sie im Laufe der Zeit stärker geworden?

Auftreten während des Termins

In ärztlichen Terminen ist es wichtig, dass du gezielt auftrittst und dich auf dein Anliegen fokussierst. Die meisten Ärzt:innen sind dankbar für eine solche Haltung und nehmen sich dann auch mehr Zeit für ihre Patient:innen. Durch deine gute Vorbereitung vor dem Termin wirst du diese Haltung schon ein stückweit erlangen, da du dich genau mit deinem Anliegen auseinandergesetzt hast. Die nachfolgenden Tipps helfen dir dabei, im Termin gezielt aufzutreten und die nötigen Rückmeldungen zu erhalten.

Selbstbewusst bleiben

Du hast (lange) auf diesen Termin gewartet, weil du fachliche Unterstützung zu deinem Anliegen benötigst. Du hast also das Recht darauf, deine Zeit effektiv zu nutzen, auch wenn es nur 5 Minuten sind. Das sind also deine 5 Minuten. Lass dich daher im Gespräch nicht von den vielen fachlichen Inhalten und Begriffen verunsichern, mit denen du dich nicht so gut auskennst. Bleibe fokussiert und selbstbewusst bei deinem Anliegen und frage nach, wenn dir etwas unklar ist. Schließlich bist du eben deswegen bei dieser Fachperson bzw. deiner ärztlichen Ansprechperson. Wenn es dir hilft, kannst du deinen Arzt bzw. deine Ärztin auch bitten, den Sachverhalt an einem Beispiel zu erklären oder nochmal in anderen, weniger fachlichen Worten wiederzugeben. Denn es ist wichtig, dass du die wesentlichen Aspekte deines Anliegens verstehst.
Gleichzeitig kann es durch die Schnelligkeit des Gesprächs und die vielen Fachbegriffe zu Missverständnissen kommen. Das kannst du vermeiden, indem du die Aussagen der ärztlichen Fachperson in deinen eigenen Worten zusammenfasst. Beispielsweise könntest du sagen: „Habe ich das so richtig verstanden, dass …?”. So stellst du am Ende sicher, dass ihr beim Thema bleibt und du deine Situation nachvollziehen kannst.

Gesprächsverlauf steuern

Zu Beginn des Gesprächs ist es sinnvoll, den Zeitrahmen zu klären, den ihr für den Termin zur Verfügung habt. So stellst du sicher, dass du zum Schluss noch genügend Zeit für Nachfragen, z. B. zu einer möglichen Diagnose oder Therapie, hast. Äußere im Termin dann zuerst dein wichtigstes Anliegen, was du klären möchtest. Je nachdem, wie viel Zeit ihr für die Besprechung habt, kannst du für weitere Anliegen oder zusätzliche Zeit für Nachfragen einen separaten Folgetermin vereinbaren. Das kann hilfreich für dich sein, denn dies gibt dir Zeit, dich selbst zu strukturieren und mögliche Optionen – falls bereits vorhanden – abzuwägen.

Gezielte Nachfragen stellen

Während und spätestens am Ende des Gesprächs hast du die Gelegenheit, Nachfragen zu stellen. Mit präzisen, gezielten Nachfragen erreichst du auch konkrete Antworten deines Gegenübers und kannst vermeiden, dass du Informationen erhältst, die für dich wenig hilfreich sind. Diese Rückfragen können bereits Teil deiner Vorbereitung auf das Gespräch sein und z. B. wie folgt aussehen:
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
  • Was sind die Vor- und Nachteile dieser Möglichkeiten? Welche Eintrittswahrscheinlichkeiten liegen hier vor?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass andere Faktoren, wie beispielsweise Nebenwirkungen, auftreten?
  • Was kann ich selbst tun?
  • Was passiert, wenn ich nichts unternehme oder längere Zeit abwarte?

Ehrlich sein

Ehrlichkeit ist in der Zusammenarbeit mit Ärzten und Ärztinnen grundlegend für die Lösung gesundheitlicher Herausforderungen. Es ist daher unglaublich wichtig, dass du ihm bzw. ihr ehrliches und offenes Feedback z. B. zu der von dir (nicht) eingenommenen Medikation oder deinen Ängsten und Sorgen gibst. Auch wenn dir das Preisgeben dieser Informationen unangenehm ist und schwer fällt, können sie doch wesentlich für deine Therapieform und Genesung sein. Wenn es dir hilft, kannst du dir hierbei in Erinnerung rufen, dass es zum Alltag vieler Ärzt:innen gehört, mit intimen Details und der Nicht-Einhaltung von Maßnahmen konfrontiert zu werden.
Gleichzeitig musst du keine Auskunft zu Fragen geben, wenn du das nicht möchtest. In diesem Fall kannst du dies jedoch ebenfalls klar äußern, anstatt um die Frage herumzureden, z. B. mit einem: „Diese Frage möchte ich im Augenblick nicht beantworten.” Mache dir jedoch bewusst, dass deine Aussagen gegenüber deinem Arzt bzw. deiner Ärztin durch die ärztliche Schweigepflicht gesetzlich geschützt und vertraulich sind.

Mit diesen Strategien und Tipps bist du bestens für deine nächsten ärztlichen Gespräche gewappnet. Natürlich gehört neben einer guten Vorbereitung und dem Beachten dieser Tipps auch etwas Übung dazu, um in ärztlichen Terminen fokussiert und souverän zu bleiben. Habe also auch in solchen Terminen etwas Geduld mit dir selbst. Für die Vorbereitung auf schwierige ärztliche Gespräche kann es dir zusätzlich helfen, Kontakt mit den hier hinterlegten psychologischen Ansprechpersonen aufzunehmen. Sie unterstützen dich gerne vor und oder nach dem Termin, wenn du beispielsweise eine kritische Diagnose erwartest.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Universität Stuttgart

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