Souverän auf Menstruationsshaming reagieren

Beitrag
In unserer Gesellschaft sind klassische Beispiele für Diskriminierung und Abwertung im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus (auch als Menstruationsshaming bekannt) weit verbreitet. Menstruationsshaming bezieht sich auf die gesellschaftliche Stigmatisierung von Menschen mit Menstruationszyklen, bei der sie aufgrund eines natürlichen biologischen Prozesses diskriminiert oder beschämt werden. Dies kann sich in Tabus, Vorurteilen oder unangemessenen Reaktionen auf die Menstruation zeigen. Äußerungen, wie etwa „Hast du wieder deine Tage?” oder „Warum bist du so zickig?”, haben viele von uns entweder schon einmal gehört oder sogar selbst ausgesprochen. Diese scheinbar harmlosen Bemerkungen können tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und das Körperbewusstsein haben. In diesem Beitrag erfährst du daher alles rund um den Umgang mit diskriminierendem Verhalten in Bezug auf die Menstruation und erhältst Tipps, wie du souverän reagieren kannst.
Hinweis: Viel zu oft wird die Menstruation nur mit Mädchen und Frauen verbunden. Doch nicht alle Frauen menstruieren und nicht alle, die menstruieren, identifizieren sich als Frauen. Auch Trans-, non-binäre oder geschlechtsneutrale Personen können monatlich bluten. In diesem Beitrag wird deshalb der Begriff menstruierende Menschen oder menstruierende Personen verwendet. Damit sind Frauen und weitere Gruppen mit Menstruationserfahrungen gemeint. Grundsätzlich richtet sich dieser Beitrag explizit an alle Personen, unabhängig davon, ob sie menstruieren oder nicht.

Mit diskriminierendem Verhalten umgehen

Es kann herausfordernd sein, mit abwertenden Kommentaren oder Blicken umzugehen, besonders wenn eine Person bereits häufig diskriminierende Erfahrungen gemacht hat. Das Erstarren und Schweigen in solchen Situationen ist verständlich, und es ist nicht die alleinige Verantwortung der menstruierenden Person, darauf zu reagieren. Die folgenden Schritte helfen dir, bewusst mit diskriminierenden Kommentaren im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus umzugehen – unabhängig davon, ob du selbst betroffen bist oder nicht:
  1. Diskriminierende Kommentare erkennen: Der erste Schritt besteht darin, persönliche sowie abwertende Bemerkungen bzw. Fragen zu erkennen und zu verstehen, dass sie nicht akzeptabel sind – z.B. wenn jemand in einem Meeting sagt: „Kann es sein, dass du wieder deine Tage hast?”
  2. Scham benennen und sich von ihr befreien: Es kann vorkommen, dass du dich peinlich berührt fühlst, wenn jemand eine abfällige Bemerkung über die Menstruation macht. Sich so zu fühlen, ist absolut normal. Du darfst die Scham, oder auch andere Emotionen, erkennen und dich daran erinnern, dass du dich für deinen Körper nicht schämen musst und liebevoll mit dir umgehen darfst. Sage dir deshalb: „Ich merke, dass mich der Kommentar gerade peinlich berührt. Ich schäme mich für die Menstruation. Das möchte ich jedoch nicht. Es ist nichts, wofür ich mich schämen müsste, sondern ein ganz natürlicher Vorgang des bzw. meines Körpers.”
  3. Verbündete suchen: Angenommen, du erlebst abwertende Kommentare am Arbeitsplatz. Teile deine Erfahrungen mit einer vertrauenswürdigen Kollegin oder einem Kollegen, die dich unterstützen können und dir bestätigen, dass solche Kommentare inakzeptabel sind.
  4. Einschreiten für andere: Wenn du Zeuge oder Zeugin wirst, wie jemand aufgrund des Menstruationszyklus beschämt wird, setze dich für diese Person ein. Im nächsten Abschnitt erfährst du, welche schlagfertigen Antworten sich zur Aufklärung eignen und das Bewusstsein schärfen.
  5. Souveräne Antworten für sich selbst vorbereiten: Wenn du im Vorfeld überlegst, wie du auf abwertende Sprüche reagieren möchtest, könntest du beispielsweise eine Antwort vorbereiten wie: „Mein Menstruationszyklus ist natürlich. Solche Bemerkungen sind unangebracht.” Weitere unterstützende Maßnahmen kannst du dem letzten Abschnitt dieses Beitrags entnehmen.
Tipp: Stell dir vor, dass die Menstruation ein monatliches Wunder ist, bei dem der Körper erstaunliche natürliche Prozesse durchläuft. Es ist spannend zu realisieren, wie natürlich und faszinierend der Menstruationszyklus ist! Durch dieses Bewusstsein kannst du solche Kommentare besser abgrenzen. Verbündete zu finden und Bestätigung zu erhalten, dass solches Verhalten inakzeptabel ist, kann ebenfalls hilfreich sein.

Sich für eine andere Person einsetzen

Manchmal ist es sogar leichter, sich erst mal für jemand anderen einzusetzen. Du tust es dann für die Person und für dich, wenn du mitbekommst, wie sie einen Kommentar abbekommt. Folgende Sätze könntest du in diesen Fällen nutzen:
  • Sie darf mich gerne nach einem Tampon fragen."
  • „Es gibt keinen Grund, dich davor zu ekeln, dass menstruierende Körper Kinder gebären können und dafür einen Zyklus haben. Das ist völlig normal."
  • „Hey, es ist nicht in Ordnung, das zu sagen. Mit dem, was du gerade sagst, wertest du sie (die Person) ab.”
  • „Ja, Menschen sind während ihrer Menstruation manchmal etwas emotionaler. Das gibt deren Gefühle nicht weniger Bedeutung.”
Hinweis: Wenn du dich weitergehend informieren möchtest, wie du mit solchen und anderen Angriffen umgehen kannst, dann wirf gerne einen Blick in den zugehörigen Beitrag.

Wenn du selbst betroffen bist

Solltest du selbst einmal diskriminierende Bemerkungen erfahren, kannst du solchem Verhalten entgegenwirken und einen achtsamen Umgang auch durch andere Personen schaffen. Folgende Tipps können dir dabei helfen:
  • Beim Namen nennen: Verwende klare Begriffe wie „Ich menstruiere" und vermeide Verniedlichungen oder Euphemismen (z.B. Meine Tage oder Erdbeerwoche), um Scham zu reduzieren. Wie benennst du die Menstruation eigentlich?
  • Zykluswissen aneignen: Lerne die verschiedenen Phasen deines Menstruationszyklus und deine natürlichen Veränderungen liebevoll kennen. Bei diskriminierenden Bemerkungen kannst du beispielsweise entgegnen: „Ich kenne meinen Körper mit all seinen natürlichen Veränderungen und ich schätze ihn, so wie er ist.”
  • Selbstbewusstsein stärken: Traue dich, konsequent stereotype Überzeugungen über den menstruierenden Körper und den Menstruationszyklus zu hinterfragen. Betrachte den Zyklus als einen natürlichen Ausdruck von Lebendigkeit, Gesundheit und akzeptiere die Vielfalt sowie Individualität dieses Prozesses.
  • Mit Kindern offen sprechen: Bereite auch deine Kinder einfühlsam auf ihre erste Menstruation vor, ohne Scham. Betone die Bedeutung dieses Übergangs und unterstütze einen positiven Umgang mit dem eigenen Körper, indem du Offenheit und Akzeptanz förderst.

In diesem Beitrag hast du erfahren, welche Schritte dich (und andere betroffene Personen) im Umgang mit diskriminierendem Verhalten unterstützen können. Von der Erkennung abwertender Kommentare bis zur Stärkung des Selbstbewusstseins hast du praktische Ansätze und schlagfertige Antworten kennengelernt, um positiv und souverän auf diskriminierende Situationen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus zu reagieren. Informiere dich gern weiterführend in der Mediathek, wenn du genauer wissen möchtest, welche Stigmata in unserer Gesellschaft (noch) existieren oder wie du eigene (hinderliche) Glaubenssätze aufdecken und Verhaltensweisen hinterfragen kannst. Außerdem stehen dir die hier hinterlegten (psychologischen) Ansprechpersonen bei Fragen und Anliegen jederzeit – auf Wunsch auch anonym – zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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