Mit populistischen Parolen umgehen

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Personen, die durch populistische Parolen auffallen, sind häufig davon überzeugt, dass sie eine verbreitete Mehrheitsmeinung ausdrücken, die sich andere nur nicht trauen zu äußern. In der populistischen Argumentation verdichten sich in der Regel nicht belegte und abwertende Behauptungen, die sich gegen Menschen anderer Herkunft, Religion, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Identität oder sozialer Situation richten. Teilweise gehen sie mit deutlicher Politik- bzw. Politiker:innenfeindlichkeit einher.
Bei Menschen, die zum Ziel populistischer Parolen werden, können entsprechende Äußerungen neben Diskriminierungsgefühlen, Unsicherheit und Unwohlsein auch Angst auslösen. Populistische Parolen sollen provozieren und Emotionen hervorrufen. Da mit ihnen komplexe Missstände einfach erklärt werden, treffen sie in geselliger Runde nicht selten auf spontane Zustimmung. Widerspruch zu äußern ist in einer solchen Atmosphäre immer schwierig, denn Personen mit anderer Meinung können leicht das Gefühl haben, auf diese Weise einen Bruch mit Kolleg:innen oder Bekannten zu provozieren.
Da sich Parolen in der Regel aggressiv gegen Minderheiten richten, sollten jedoch entsprechende beobachtete Dynamiken früh unterbrochen werden, um einer Verfestigung von Vorurteilen, Ausgrenzungen und Schmähungen gegen Mitmenschen entgegenzutreten. Hier kann auch extremistisches Gedankengut einen Anknüpfungspunkt finden und Radikalisierungsprozesse begünstigen.

Sollte ich gegen populistische Parolen etwas sagen?

Obwohl populistischen Parolen oftmals keine belastbaren Fakten zugrunde liegen, ist es nicht ganz einfach, sie zu widerlegen. Das liegt häufig schon an der Situation, in denen sie geäußert werden. Entsprechende Sprüche werden oftmals plötzlich und unerwartet laut – selten ist man auf sie vorbereitet. Differenzierte und manchmal komplizierte Gegenargumente wirken gegen eine vermeintlich einfache Wahrheit häufig sperrig und werden von den Sprücheklopfern oft direkt ins Lächerliche gezogen.
Mit dem Widerspruch gegen aggressive Abwertungen beginnt auch der Schutz potentieller Opfer. Leider ist jedoch ein konstruktives Gespräch mit Personen, die populistische Äußerungen treffen, nicht immer möglich. Es ist daher wichtig zu verstehen, ob dein Gegenüber an einem Austausch von Argumenten interessiert ist oder ob es ihm nur um Provokation und Dominanz geht. Letzteres wird etwa dadurch deutlich, dass die Person jede anders gelagerte Information, die nicht der eigenen Meinung entspricht, überhört oder direkt durch Hohn und Spott abwehrt. In solchen Fällen solltest du zwar deutlich machen, dass du anderer Meinung bist, deinem Gegenüber jedoch nicht noch eine breite Bühne bieten.

Was kann ich gegen populistische Parolen sagen?

Im Umgang mit populistisch argumentierenden Gesprächspartner:innen gibt es ein paar Regeln, die du beachten solltest:
  • Vorher klare Gesprächsregeln untereinander vereinbaren: ausreden lassen, zuhören, beim Thema bleiben.
  • Keine Belehrungen und Moralisierungen, denn wer belehrt, schafft Abwehrreaktionen („Gutmensch“, „Gesinnungspolizei“, „Moralapostel“).
  • Der eigene Standpunkt kann mit dem Hinweis auf Menschenrechte, das Grundgesetz oder auch die Organisationskultur auf ein festes Fundament gestellt werden.
  • Parolen funktionieren durch Pauschalisierungen: „die Ausländer“, „die Muslime“, „die Anderen“. Löse das „die“ in den Parolen auf. Frage nach, wer genau gemeint ist und ob die Aussagen der eigenen Erfahrungswelt entstammen.
  • Sprich ohne Zynismus ruhig Widersprüche in der Argumentation an.
  • Frage nach den Quellen der Informationen und weise ggf. auf die Intentionen extremistischer Personen hin, diese Inhalte zu verbreiten.
  • Sprich Gefühle statt Inhalte an, wenn diese die Gesprächsführung der anderen Person dominieren. Hier kannst du die eigene Wahrnehmung durchaus konkret in Worte fassen. Das eröffnet eine neue Perspektive auf das Thema: „Ich habe den Eindruck, dass du immer wütender wirst. Warum ist das so?“
  • Druck herausnehmen: Trage mit ablenkenden Bemerkungen zur Entkrampfung bei, wenn der Ton zu laut und aggressiv wird, oder lege rechtzeitig Pausen ein.
  • Organisiere Solidarität und achte auf Unentschiedene, d.h. andere Personen in der Gruppe, die noch offen und ansprechbar für Argumente sind. Zeigt gemeinsam Solidarität gegen die pauschale Diskreditierung von Mitmenschen.

Wo endet Meinungsfreiheit?

Bei Menschenverachtung, d.h. extremistischen Aussagen, die Gewalt legitimieren und die Höherwertigkeit bestimmter Menschengruppen behaupten, darf es keine Akzeptanz geben. Gespräche solltest du an dieser Stelle beenden und dich an deine Führungskraft wenden, die in einem solchen Fall eine Fürsorgepflicht hat.
Ggf. sollte dann eine Radikalisierung geprüft und ein Gespräch mit externen Fachpersonen in Betracht gezogen werden. Mehr Informationen findest du in den weiteren Beiträgen zum Thema Radikalisierung.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Universität Stuttgart

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