Psychologische Sicherheit

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Hast du dich auch schon einmal gefragt, was genau in Teams, in denen die Mitglieder offen, authentisch und respektvoll miteinander umgehen, eigentlich anders läuft?
Häufig ist in solchen Teams ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit vorhanden. Dieser Begriff wurde von Amy Edmondson (Harvard Universität) geprägt und meint „die gemeinsame Überzeugung der Teammitglieder, dass das Team beim Eingehen zwischenmenschlicher Risiken sicher ist“. Das bedeutet also, dass niemand dafür bestraft oder erniedrigt wird, wenn er oder sie Ideen, Fragen oder Bedenken äußert.
Psychologische Sicherheit ist einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreiche Teams. Das zeigt auch eine viel beachtete Studie von Google aus dem Jahr 2015. Die entscheidende Erkenntnis dieser Studie: Stabile Beziehungen unter den Teammitgliedern sind entscheidender für den Teamerfolg als die individuelle Qualität oder Expertise der einzelnen Mitglieder. Dabei ist psychologische Sicherheit keineswegs gleichzusetzen mit Komfort. Deine Aufgabe als Führungskraft ist es nicht, dein Team vor Unannehmlichkeiten jeder Art zu schützen, sondern vielmehr ein Umfeld zu schaffen, in dem Unangenehmes thematisiert werden kann, ohne dass jemand davon Schaden nimmt.
Psychologische Sicherheit ist besonders wichtig in einem Umfeld, das von großer Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, denn sie ist Voraussetzung für Innovation und Veränderung. Gleichzeitig bedeutet das jedoch nicht, dass jedes Verhalten toleriert werden sollte. Wenn jede:r sich frei fühlt, alles auszusprechen, um zum Beispiel eigene Interessen durchzusetzen, kann das die Umgebung gefährlicher machen. Man kann also die Definition von Edmondson erweitern: Psychologische Sicherheit meint den Glauben daran, dass niemand dafür bestraft oder erniedrigt wird, wenn er oder sie Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler anspricht, solange diese nicht böswillig gemeint sind.

Merkmale von psychologischer Sicherheit in Teams

Im Folgenden erhältst du einen Überblick über typische Charakteristika von Teams mit viel bzw. wenig psychologischer Sicherheit. So kannst du den aktuellen Stand in deinem Team abschätzen.

In Teams mit geringer psychologischer Sicherheit ...

  • bringen sich Menschen nicht ein, weil sie das Gefühl haben, dass sie sowieso nichts erreichen können.
  • halten Teammitglieder ihre Ideen zurück, weil sie um ihren Ruf fürchten.
  • haben Menschen Angst, als jemand wahrgenommen zu werden, der keine Ahnung hat.
  • besteht eine hohe Angst vor Misserfolg und Fehlern.
  • sagen Menschen ihre Meinung nicht, weil sie befürchten, als störend wahrgenommen zu werden.
  • gibt es ein „Teammeeting nach dem Teammeeting“, in dem die Mitglieder ihrem Ärger Dampf machen, den sie vorher nicht geäußert haben.
  • urteilen Teammitglieder über andere und lästern viel.
  • geben sich Teammitglieder ungefragt Ratschläge.
  • nehmen Mitarbeitende Anweisungen entgegen und setzten diese um, ohne sie zu hinterfragen.
  • wird versucht, den Status Quo zu wahren.
  • versuchen Mitarbeitende, möglichst unauffällig zu bleiben.

In Teams mit hoher psychologischer Sicherheit ...

  • bringen Menschen sich ein, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Kommunikation wirksam ist.
  •  erfahren Teammitglieder Wertschätzung für (ungewöhnliche) Ideen.
  • ist konstruktive Kritik erwünscht.
  • sind Fehler willkommen und werden als Chance zum Lernen betrachtet.
  • gibt es ein hohes Maß an gegenseitigem Respekt und Wertschätzung.
  • wird Unangenehmes offen und transparent angesprochen.
  • werden alle Vorschläge angehört, ohne sie sofort zu bewerten.
  • wird miteinander anstatt übereinander geredet.
  • gibt es ein hohes Maß an Verlässlichkeit.
  • übernehmen Mitarbeitende Eigenverantwortung und hinterfragen Anweisungen kritisch.
  • werden Veränderungen willkommen geheißen.
  • probieren Mitarbeitenden proaktiv neue Dinge aus.

Psychologische Sicherheit ist fragil. Sie lässt sich nicht „herstellen“, sondern es braucht Jahre, um sie durch die bewusste Gestaltung kleiner Vertrauensmomente aufzubauen. Gleichzeitig reichen oft Sekunden, um sie zu zerstören. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du den Aufbau von psychologischer Sicherheit in deinem Team unterstützen kannst, lies gerne unsere weiteren Beiträge zu diesem Thema.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Universität Stuttgart

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