Entstehung eines Burnouts

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Ein Burnout-Syndrom entwickelt sich meist schleichend und bleibt daher häufig zunächst unbemerkt. Das Wissen über dessen Entstehung ist besonders wertvoll, um zu erkennen, ob du (oder eine andere Person) entsprechende Symptome zeigst und in welcher Phase du dich gegebenenfalls befindest. Dies wiederum hilft, entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dieses Wissen eignet sich gerade für Führungskräfte, denn diese nehmen eine besondere Rolle ein. Sie sollten besonders darauf achten, Selbstfürsorge zu leisten und damit Vorbild für andere zu sein. Genauso wichtig ist es aber auch, Hinweise auf ein Burnout bei Mitarbeitenden wahrzunehmen, diese zu erkennen und in der Folge das Gespräch zu suchen.
Fest steht: Um zu wissen, wie man Burnout verhindern kann, muss man zuerst wissen, wie man es erkennt. Im Folgenden lernst du über das 12-Stufen-Modell nach Freudenberger die unterschiedlichen Phasen der Burnout-Spirale kennen. Die Phasen können aufeinander aufbauen, sich überlappen, aber auch in unterschiedlicher Reihenfolge auftreten. Der grobe Ablauf eines Burnouts sieht jedoch wie folgt aus:

1. Phase: Der Zwang, sich zu beweisen

  • Betroffene setzen sich einen zu hohen Leistungsmaßstab.
  • Sie haben den Drang, sich selbst und anderen etwas zu beweisen, was letztendlich in Verbissenheit mündet.
  • Betroffene fühlen sich zunehmend abhängig von der Wertschätzung ihrer Mitmenschen.
  • Es stellt sich ein schädlicher Perfektionismus ein ("Nichts ist gut genug").

2. Phase: Verstärkter Einsatz

  • Betroffene laden sich sehr viel Arbeit auf und übernehmen Extra-Aufgaben, um dem hohen Maßstab gerecht zu werden.
  • Betroffene denken, dass Aufgaben nur dann gut erledigt werden, wenn sie sie selbst übernehmen. Viele Betroffene können nicht wirksam delegieren bzw. führen, und verzetteln sich so an den Aufgaben anderer.
  • Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit fängt an zu verschwimmen, da zu viel Zeit für die Arbeit aufgewendet wird.

3. Phase: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse

  • Andere Lebensbereiche, wie soziale Beziehungen, Ausgleich durch Freizeitaktivitäten, Gesundheit und Bewegung werden vernachlässigt. Beispiel: Die Person sagt Treffen mit Freund:innen ab und redet sich ein: "Ich werde hier bei der Arbeit so dringend gebraucht. Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei, aber die Arbeit geht jetzt vor." Dieses Verhalten chronifiziert sich Stück für Stück.
  • Vermehrtes Hinzuziehen von Aufputschmitteln wie zum Beispiel Kaffee, Zigaretten oder Energy Drinks.
  • Auftreten von körperlichen Symptomen wie Schlafmangel und allgemein weniger Energie im Alltag.

4. Phase: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen

  • Energie- und Schlafmangel schreiten in dieser Phase voran, wodurch sich Fehler und Leistungseinbußen bemerkbar machen. Beispiel: Termine werden vergessen oder Verabredungen nicht eingehalten.
  • Zunehmende Reizbarkeit: Probleme mit dem sozialen Umfeld, das heißt Kolleg:innen, Freund:innen oder Partner:in treten vermehrt auf, werden jedoch verdrängt.
  • Eigene Bedürfnisse werden auf später verschoben oder verleugnet.

5. Phase: Umdeutung von Werten

  • Prioritäten und Lebenseinstellungen verändern sich. Beispiel: Während in der dritten Stufe ein Treffen mit Freund:innen noch als wichtig angesehen wird, werden diese in der fünften Stufe abgewertet und verlieren an Bedeutung.
  • Ein Tunnelblick entsteht, der nur noch auf die Arbeit und die Arbeitsergebnisse gerichtet ist.
In dieser Phase kann es hilfreich sein, dass du dir die Frage stellst: "Was oder wer bin ich abgesehen von meiner Rolle im Beruf? Was sind meine Werte und worin sehe ich den Sinn des Lebens?"

6. Phase: Verstärkte Verleugnung der auftretenden Probleme

  • Ungeduld, Intoleranz, Aggressivität gegenüber der Umwelt.
  • Überarbeitung und Überlastung werden zunehmend verleugnet.
  • Körperliche Symptome wie Erschöpfung und Müdigkeit treten immer häufiger auf.

7. Phase: Rückzug

  • Allgemeines "Abkapseln" von der Umwelt, vor allem von dem sozialen Umfeld wie Familie, Freund:innen und Partner:in.
  • Orientierungslosigkeit, welche nach außen hin möglicherweise verdeckt wird.
  • Zur Ersatzbefriedigung dienen andere Dinge, wie beispielsweise Alkohol, Zigaretten, Drogen, Internet, Spielsucht, Pornographie etc.

8. Phase: Beobachtbare Verhaltensänderungen

  • Teilnahmslosigkeit, Abgestumpftheit, Gleichgültigkeit.
  • Zunehmender emotionaler Rückzug vom Arbeitsgeschehen: Aufgaben werden als Zumutung gesehen, wenig Flexibilität.
  • Gut gemeinte Zuwendung von Mitmenschen wird als Kritik oder als Angriff empfunden.

9. Phase: Depersonalisation

  • In diesem Zustand fühlen Personen sich von ihrer eigenen Persönlichkeit entfremdet und stehen neben sich.
  • Frühere Bedürfnisse werden nicht mehr erkannt.
  • Gefühl, eine Maschine zu sein, die zur Arbeit gehen und funktionieren muss.

10. Phase: Innere Leere

  • Gefühle von Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Nutzlosigkeit treten auf.
  • Angstzustände und Panikattacken sind möglich.

11. Phase: Depression

  • Motivation und Initiative am Nullpunkt.
  • Es wird kein Grund mehr gesehen, aufzustehen.
  • Betroffene empfinden Selbsthass.

12. Phase: Völlige Burnout-Erschöpfung

  • Totale körperliche, geistige und emotionale Erschöpfung.
  • Mögliche körperliche Symptome: Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Erkrankungen etc.
  • In dieser Phase schaffen es Betroffene häufig nicht mehr aus dem Bett.
  • Es wird kein Sinn mehr im Leben gesehen; teilweise entstehen Suizidgedanken.

Die obigen 12 Phasen können dich dabei unterstützen, herauszufinden, ob und inwieweit ein Burnout bei dir oder einer Person aus deinem Umfeld vorangeschritten ist. In den Endphasen eines Burnouts können sich "Folge-Erkrankungen" (wie beispielsweise eine Depression) entwickeln. Ein Burnout stellt daher einen gefährlichen Erschöpfungszustand dar, der zuletzt auch lebensbedrohlich sein kann. Je eher man die Hinweise erkennt, desto wahrscheinlicher ist die Möglichkeit der frühzeitigen Prävention von ernsthaften Erkrankungen. In fortgeschrittenen Phasen sollte eine professionelle Unterstützung, beispielsweise eine Psychotherapie, in Anspruch genommen werden.
Falls du dir unsicher bist, ob und in welcher Phase du dich befindest, stehen dir die angegebenen Ansprechpersonen beratend zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.