Vorbereitet in die Rente: Eine Selbstreflexion

Zählst du bereits die Tage bis zum Start deines Ruhestands und kannst ihn kaum erwarten? Oder ist der Ausstieg aus dem Arbeitsleben eher beängstigend für dich? Der Übergang in das Rentenleben wird von Menschen sehr unterschiedlich erlebt und geht mit vielen verschiedenen Gefühlen einher, da dies der Start in einen völlig neuen Lebensabschnitt ist. Viele Personen beginnen hierbei mit der Planung einer Reise, um die freie Zeit direkt richtig genießen zu können. Doch oft wird übersehen, dass die Rentenzeit weitaus länger ist als eine mehrwöchige Reise. Der Ruhestand birgt daher bei unzureichender Vorbereitung das Risiko für Renter:innen, unterfordert zu sein, in eine Sinneskrise zu geraten und viele bestehenden Potenziale ungenutzt zu lassen. Daher unterstützt dich die hier vorgestellte Reflexion dabei, den möglichen Herausforderungen, die mit dem Start in den Ruhestand einhergehen, konstruktiv und nach deinen individuellen Vorstellungen zu begegnen.

Hinweis: In den folgenden Abschnitten werden dir verschiedene Reflexionsfragen gestellt. Lass dir bei der Beantwortung ausreichend Zeit und mach dir schriftliche Notizen deiner Gedanken. Sie können dir im Nachgang dabei helfen, konkrete Handlungen abzuleiten und umzusetzen, falls du dies bisher noch nicht getan hast.

Langfristige Planung

In der Phase nach der Berufstätigkeit bieten sich dir viele neue Chancen und Freiheiten. Gleichzeitig kann sich dein Alltag und deine Routine verändern, da du nun nicht mehr (täglich) arbeitest. Für eine gute Vorbereitung solltest du dir daher überlegen, welche Erwartungen du von deinem Leben im Ruhestand hast und welche Ziele du dir setzen möchtest. Wichtig hierbei ist, dass deine Planung konkret, realistisch und langfristig angelegt ist. Deine Vorbereitung sollte also gut umsetzbar sein, deine persönliche Ausgangslage berücksichtigen und für einen Großteil deiner Rentenzeit praktikabel sein:

Welche Vorstellungen habe ich von meinem Ruhestand?
Was möchte ich tun? Worauf habe ich Lust?
Habe ich konkrete Pläne und Ziele? Wenn ja, welche?
Wo möchte ich leben und mit wem? Was sind die Voraussetzungen für dieses Leben?
Welche sozialen Kontakte und Beziehungen sind mir wichtig? Wie kann ich diese aufrechterhalten oder neue Kontakte knüpfen?
Welche Möglichkeiten habe ich während der Rente, die ich vorher nicht hatte?
Was möchte ich an meiner alltäglichen Struktur verändern?
Habe ich genügend finanzielle Ressourcen für meine Rentenzeit geplant?
Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um meine körperliche und psychische Gesundheit im Ruhestand aufrechtzuerhalten bzw. zu fördern?

Berufstätigkeit kompensieren

Mit dem Ruhestand entfällt für viele Rentner:innen eine Komponente, die bis dahin einen wichtigen Teil der eigenen Identität ausgemacht hat: die Berufstätigkeit. Daher ist es nicht nur wichtig, dich damit auseinanderzusetzen, wie dein Alltag im Rentenleben aussehen soll, sondern auch damit, was der Verlust deiner Arbeit bedeutet und wie du hiermit umgehen möchtest. Denke daher rechtzeitig und gründlich über die folgenden Fragen nach:

Was bedeutet der Verlust meiner Berufstätigkeit für mich? Ist meine derzeitige berufliche Arbeit wichtig für mich und mein Selbstverständnis?
Welche Teile davon möchte und kann ich auch nach der Pensionierung noch als Teil meines Lebens ausführen? In welcher Form ist das möglich (z.B. ehrenamtlich, selbstständig oder in Teilzeit)? Wie kann ich das vorbereiten?
Welche Form der „Ersatzbefriedigung“ für meine beruflichen Bedürfnisse und diesen Teil meines Selbst kann ich mir vorstellen? Möchte ich z.B. Kontakte zu ehemaligen Kolleg:innen bzw. Vorgesetzten halten oder weiterhin versuchen, informiert und auf dem neuesten (fachlichen) Stand zu bleiben?
Was möchte ich Neues dazulernen oder worin möchte ich mich weiterbilden? Was wollte ich schon immer mal ausprobieren?
Gibt es eine Möglichkeit, meine Expertise weiterzugeben? Wenn ja, wie könnte das aussehen?
Welche Tätigkeiten erscheinen mir bedeutungsvoll und erfüllend? Was macht mich glücklich und bereichert mich?

Der Start in die Rente ist aufregend und steckt voller Potenziale. Hoffentlich hat dir diese Reflexion dabei geholfen, mehr Klarheit über deine Vorstellungen zu bekommen und nun langfristig gut planen zu können. Zusätzlich können dir die Beiträge und Übungen zu Werten und Erwartungen hier in der Mediathek ebenfalls behilflich sein. Solltest du mit jemandem über die Herausforderungen und Gefühle, die mit diesem Lebensabschnitt einhergehen, sprechen wollen, stehen dir die (psychologischen) Ansprechpersonen hier in der Mediathek jederzeit gerne zur Verfügung.